Herbstkonzert 2022 - die Zeitungen berichten - 01.01.2023

Bild: Stefan Höß

dieBILDSCHIRMZEITUNG

Großartige Ehrungen bei der Stadtkapelle Leutkirch vom Blasmusikkreisverband mit Klaus Wachter (von links) Vorständin Fiona Höß, Christoph Kuon und Dirigent Wolfgang Halder für 40 Jahre, davon 25 Jahre Dirigent und Luis Hutter, Vorstand Stadtkapelle

LEUTKIRCH – Die Stadtkapelle unter Leitung von Stadtmusikdirektor Wolfgang Halder hat sich ein sehr ansprechendes Konzertprogramm vorgenommen und es schon im Foyer der Festhalle spannend gemacht. Alte Filmgeräte, Filmrollen und viele „Klappen der Regie“ samt Poster von Filmklassikern aus vergangenen Jahrzehnten waren schon als Deko zu bestaunen.

 

Sehr zur Freude vieler älterer Junggebliebener im Publikum wurde die Filmmusik, teils im gemütlichen Dreivierteltakt „Das Weiße Rössl am Wolfgangsee“ als Auftakt für einen gelungenen Abend gespielt. Nicht oft sieht man Wolfgang Halder so beschwingt und locker am Beginn eines Konzerts.

Die Begrüßung erfolgte durch die Vorstände Luis Hutter und Fiona Höß. Unter den Gästen waren natürlich OB Hans-Jörg Henle, Klaus Wachter vom Blasmusikkreisverband Ravensburg, und mit ihm durfte man sich auf heiter-spannende Ehrungen nach der Pause freuen. Gemeinderäte, Ortsvorsteher, Dirigenten und Musiker der Teilgemeinden waren anwesend, und einige sogar als Aushilfen in den Reihen der Stadt-Musikanten, wie das rührige Urgestein an den Schlagwerken, Florian Sauter Vorstand der MK Willerazhofen.

Vom Universum in den Wilden Westen
Mit einem Stummfilm aus 1914 mit Charly Chaplin (über Beamer) tauchten die Stadtkapelle samt Publikum tief in die Vergangenheit der Filmgeschichte, bzw. unvergesslicher Filmmusik ein. Und so ging es vom Wolfgangsee gleich hoch in die Untiefen des Universums mit einem Arrangement von „Star Wars“ aus dem Jahr 1977, wo man bereits gewisse Tricks und Animationen am Computer in Filme einbauen konnte. Das wunderbar zusammengestellte Arrangement von Johan de Meji versprach einen absoluten Hörgenuss. Die vier Tuba-Spieler, Hörner und Klarinetten hatten „alle Tasten voll zu tun“.

Nicht fehlen darf in der Filmgeschichte der „Nichtklassiker an Western-Filmen“ „Der mit dem Wolf tanzt“ mit tief ins Herz gehender und klassisch angehauchter Filmmusik, die die Weiten der Prärie, einen Hauch von Freiheit mit rhythmischer Tanzmusik präsentiert. Genauso konnte es die Stadtkapelle mit ihren rund 50 Musikern und sehr gut besetzten Registern auch musikalisch darstellen, gefühlvoll, tragend, mit Liebesgeflüster, Trommeln der Indianer, immer wieder geheimnisvoll in Moll, oder mit schlagkräftigen Akzenten bei der Bisonjagd, auf den Punkt genau.

Leutkirch als Hochburg der Blasmusik
Die Pause war verdient, für die Musiker, wie fürs Publikum, um durchzuatmen, in jeglicher Form, oder ein Getränk im Foyer zu genießen. „The show must got on“, natürlich das Original von Queen, bzw. das Arrangement von Joy Bocook, erklang als würdevolle Auftakt zu den Ehrungen mit und von Klaus Wachter (KVBO, Rav.). „Die härtesten Jahre in einer Blasmusikkapelle sind die ersten zehn, da muss man viel üben, sich engagieren, einen guten Eindruck machen und nicht so viel trinken“, schmunzelte Wachter, denn er weiß, wovon er spricht.

Der Raum Leutkirch sei zwar nicht der Nabel der Welt, aber eine Hochburg der Blasmusik mit 14 Kapellen, inklusive zwei langjährigen Jugendkapellen. „Da geht was“ meinte er und ließ es sich nicht nehmen, auf das 200-jährige Bestehen der Stadtkapelle hinzuweisen, das 2026 hoffentlich gebührend gefeiert werden könne. Die Corona-Zeit habe der Kultur allgemein sehr zu schaffen gemacht, die lag praktisch am Boden, so Wachter und weiter: „Rund 1000 Ehrungen in den letzten acht Wochen hat allein der Blasmusikkreisverband Ravensburg ausgesprochen, als Stau aus der Pandemie-Zeit, weil keine Konzerte und Versammlungen stattfinden konnten.“
Ehrungen von Halder, Kuon, Wandinger und Erich Kurz

Auch bei der Stadtkapelle galt es sehr verdiente und engagierte Mitglieder zu ehren. So wurden die Musiker mit 10 und 20 Jahren Treue zur Stadtkapelle ausgezeichnet. Leberwurstdosen für die Tubisten mit dem schwersten Instrument hatte Klaus Wachter (selber gut gebaut und vermutlich Tubist) dabei, was für Lacher im Publikum sorgte und die Ehrungen kurzweilig machte. Viele der jungen Geehrten waren in mehreren Kapellen und auch ehrenamtlich aktiv, brachten viel Leidenschaft mit für die Musik in der Region inklusive viel Gemeinschaftssinn. So waren auch sehr viele junge Leute in der vollbesetzten

Festhalle ein schöner Anblick.
40, 50 und 70 Jahre dabei und kein bisschen müde
Kein Geringerer als Dirigent Wolfgang Halder selbst fand sich in den Reihen der Geehrten für 40 Jahre Mitgliedschaft und Engagement, 25 Jahre davon als Dirigent und 2024 hat er bereits sein 20-Jahriges in der Stadtkapelle Leutkirch. Seit 2003 leitet er das örtliche Jugendblasorchester. Der Ehrenbrief samt Ehrennadel in Gold mit Diamant wurden ihm überreicht. Gründung der Blasmusikkapelle 1982 und der Jugendkapelle 1995 in seinem Heimatort Otterswang, die Leitung der Stadtkapelle, Unterricht der Jugend usw. erfordere nicht nur viel Kompetenz, Verständnis und pädagogisches Wissen, auch Kreativität, soziale Stärke und vor allem ein gutes Nervenkostüm, so Wachter.

Ein nicht weniger bekanntes Gesicht, ein sehr engagierter Musiker und Klarinettist in diversen Ensembles, kirchlich und weltlich orientiert, zeigte sich bei der Ehrung von 40 Jahren Treue zur Stadtkapelle der Leutkircher Christoph Kuon, der sich sehr über seine Auszeichnungen freute. Erstaunt las Klaus Wachter auch das Engagement mit europaweiten Einsatzorten von Allround-Musikant Franz Wandinger, der für 50 Jahre und sehr viel Enthusiasmus seine Gold-Diamantenen Auszeichnungen und Geschenk der Stadtkapelle entgegennahm. „40 und 50 Jahre bei einer Kapelle dabei zu sein sind ein halbes Leben, mit Musik als Hauptbestandteil, für die man seine Zeit widmet“, betonte Klaus Wachter und die Liste der Instrumente und Einsätze von Franz Wandinger war beachtlich.

Nicht nur 5 Jahre in der Vorstandschaft, auch ein 5-Sterne-Bäcker, der immer für das leibliche Wohl sorgen konnte, beide Söhne spielen schon lange in der Stadtkapelle und eine Ehefrau, die alles gut und gerne unterstützt, so konnte man es live hören. „Der Mann aus Ebrazhofen/Bayern erklärte sich am Mikrofon kurz selbst zu 50 Jahre Treue zur Musik, die zwar ab 2023 leider nicht mehr bei der Stadtkapelle sein wird (Rente-Umzug).

„Hör nie auf ein Instrument zu spielen – Musik zu machen“
Er war der mittlere Sohn unter sechs Schwester, alle durften ein Instrument lernen und hörten dann auf. Mit Müh und Not durfte der junge Franz dann Tenorhorn lernen, unter der Vorgabe, das ja nicht aufzuhören. So lernte er später auch Trompete, spielte leidenschaftlich Alphorn und andere Instrumente, ist und war in diversen Leutkircher Ensembles aktiv, wie bei den Gassensänger mit der Gitarre oder gründete seine eigene Band „Franz & Friends“ uvm. Auch ihm gebührte sehr viel Beifall, wie allen Geehrten.

Der gute und perfekte Schluss machte Erich Kurz, der sage und schreibe 70 Jahre bei der Stadtkapelle ist. Unvorstellbar für Klaus Wachter, das habe er sehr selten bei Ehrungen. Erich Kurz spielt mit seinen 80-Plus immer noch beim Trauer-Ensemble von Anton Mang mit, lebt auf seinem Hof am Stadtrand und ist ein fitter, mitten im Leben stehender Musikant mit zahlreichen Verdiensten. Der Ehrenbrief und die –nadel mit Gold und Diamant waren ihm beschert, Beifall und Zurufe für diese lebenslange Leistung.

König der Löwen und The Rock
Nach so vielen wunderbaren Ehrungen war Filmmusik aus „König der Löwen“ das richtige, mit würdevollen, aber auch heiteren Melodienfolgen, der erste Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1994, mit Filmmusik u.a. arrangiert von Elton John. Sogar Wolfgang Halder sah man seine Freude an beim Mit-Swingen im Rhythmus. Sehr Hymnenhaft, fulminant und mit „großem Kino“ gab die Stadtkapelle das Arrangement von „The Rock“ (Insel Alcatraz) zum Allerbesten, Spannung, Gefahr, Terror konnte man gut heraushören.

Das Percussion-Ensemble hatte wahrlich alle Hände voll zu tun. Nicht weniger Perfektion und Ausdruck gab es beim letzten Programmstück „Pearl Harbor“, Krieg, Gefahr, aber auch eine Liebesgeschichte waren musikalisch ansprechend verpackt. Die informative Moderation des Abends hatte Coralie Eissler. Eine Zugabe war Pflicht und Freude zugleich. Das Publikum sollte/dufte beim Colonel Bogey-Marsch auch mitpfeifen und nicht wenige gingen mit dieser Melodie im Kopf nach Hause, oder zum Feiern ins Foyer oder später ins TSG-Vereinsheim und noch später in die Müller-Stube.

Die Geehrten im Überblick:
Für 10 Jahre/Ehrennadel in Bronce: Maria Hönig, Lisa Keller, Wolfgang Lutz, Frank Müller, Jochen Müller und Jonas Reutlinger
Für 20 Jahre/ Ehrennadel in Silber. Ariana Burger, Katrin Halder, Anne Pfeffer (nicht anwesend) und Matthias Wandinger.
Für 40 Jahre/25 Jahre als Dirigent/Dirigenten und Ehrennadel mit Ehrenbrief in Gold mit Diamant: Wolfgang Halder, 40 Jahre: Christoph Kuon.
Für 50 Jahre/Ehrennadel und Ehrenbrief in Gold mit Diamant: Franz Wandinger.
Für 70 Jahre: Erich Kurz

 

Bericht von Carmen Notz

 

Den gesamten Artikel inkl. Bilder zu finden unter:

https://www.diebildschirmzeitung.de/diebildschirmzeitung/13062-165-seiten-weltbekannter-melodien-und-einige-jahrhunderte-treue-musikanten-geehrt

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